Erfolgreiche Unternehmensnachfolge braucht fünf Jahre Zeit
Interview in „GmbH-Chef“: Offenheit und Mut schaffen Vertrauen
Ulm, 12. November 2024 – Über 100.000 Unternehmen in Deutschland suchen aktuellen Zahlen zufolge einen Nachfolger. Wer dabei Erfolg haben will, sollte mindestens fünf Jahre vor der Übergabe mit der Suche beginnen, sagt der Unternehmensberater und Coach Joachim Lang in einem Interview, das in der aktuellen Ausgabe des Magazins „GmbH-Chef“ erscheint. Der 64-Jährige hatte vor 30 Jahren einen der großen deutschen Ingenieur-Dienstleister gegründet und will im kommenden Jahr das operative Geschäft seines aktuellen Unternehmens, der cigus GmbH in Ulm, an einen Nachfolger übergeben.
Eine solche Übergabe erfolge in mehreren Phasen und hänge unter anderem von Firmengröße und Branche ab, so Lang in dem Interview. Wer sich in der ersten Phase infrage kommende Personen aus dem eigenen Betrieb oder auch externe Kandidaten anschaue, könne dabei auch feststellen, „dass Personen, die ich mir anfangs für die Aufgabe vorstellen konnte, teils überfordert waren oder ich mich in der Einschätzung von deren Persönlichkeit getäuscht hatte.“ Darum sei es so wichtig, rechtzeitig mit der Suche zu beginnen.
Außerdem müssten bisheriger Chef und potenzielle Nachfolger eine gemeinsame Basis entwickeln: „Für welche Werte stehen wir ein? Welche Philosophie und welche Ziele wollen wir verfolgen? Wie verstehen wir unseren Kundenauftrag?“, so Lang in dem Interview. Erst wenn diese Basis gefunden sei, könne man „mit der Übergabe von mehr und mehr Verantwortung“ beginnen.
Wichtig: Künftige Rolle des bisherigen Chefs klären
Dass es dabei auch Unsicherheiten, Sorgen oder Ängste gebe, sei völlig normal. Lang selbst und sein designierter Nachfolger lassen sich daher von einem externen Coach begleiten, der selber unternehmerische Erfahrung hat. Joachim Lang: „Er kennt die psychologische Sicht und weiß auch, wie ein Unternehmen erfolgreich läuft und worauf zu achten ist.“ Diese Zusammenarbeit müsse von Ehrlichkeit und Offenheit geprägt sein. Hier solle jeder der Beteiligten sagen können, was ihn bewegt und wie er die Nachfolge-Vorbereitung sieht. „Offenheit und Ehrlichkeit sind hier das Maß aller Dinge, denn nur dadurch kann Vertrauen entstehen“, betont Lang.
In aller Offenheit müsse auch geklärt werden, welche Rolle der bisherige Chef künftig spielt. Das sei eine Frage die sich „zu wenige Unternehmer und Geschäftsführer stellen“, erklärt Lang. Das könne zu Verstimmungen führen und im Extremfall die bislang erfolgreiche Übergabe „auf den letzten Metern scheitern“ lassen.
Beirat steht dem Nachfolger zur Seite
Lang selbst wird mit der Übergabe des operativen Geschäfts an seinen Nachfolger seine eigene Arbeit im klassischen Coaching und im Pferde-gestützten Coaching ausbauen und andere Unternehmen bei der Nachfolge beraten. Er werde auch einige ehrenamtliche Tätigkeiten wie zum Beispiel im Cluster Nutzfahrzeuge weiterführen und außerdem Mitglied im Beirat seines Unternehmens bleiben, sagt Lang. Dieser Beirat wurde bei cigus schon vor einigen Jahren gegründet. Ihm sollen neben Langs Familie künftig auch externe Mitglieder angehören, „die dem Nachfolger zur Seite stehen, damit er insbesondere bei strategischen Entscheidungen nicht auf sich allein gestellt ist“, so Lang in dem Interview.
Bleiben trotz aller langjährigen Vorbereitung und beratenden Gremien Zweifel an der Nachfolge, sei ein offenes Wort wichtig: „Ein paar Zweifel werden immer bleiben, das ist bei jeder Veränderung so, und das ist auch okay.“ Man müsse den Mut haben, auch Risiken einzugehen. „Auch darum ist es so wichtig, rechtzeitig mit der Nachfolge-Planung zu beginnen.“
Die cigus GmbH vermittelt neben Ingenieure als hochqualifizierte Berater und Entwickler vor allem an Betriebe in den Branchen Optik, Elektronik, Mechatronik, Nutzfahrzeuge und Maschinenbau. Außerdem übernehmen die Fachleute im Rahmen des Interim Management projektweise oder zeitlich begrenzt wichtige Führungsaufgaben in Industrie-Unternehmen. Im Cluster Nutzfahrzeuge (CNS) ist Geschäftsführer Joachim Lang Vorsitzender des Beirats sowie Leiter der Arbeitsgruppe Nachwuchs-Ausbildung-Personal. Er hat sich als Coach und Experte für Personalentwicklung, Unternehmensführung und Unternehmensentwicklung in technischen Branchen bundesweit einen Namen gemacht.