Joachim Lang: „Ingenieure sind keine Kommunikationsmuffel“

Ingenieure sind keine Kommunikationsmuffel

Virtuelle Netzwerke helfen Türen zu öffnen, der persönliche Kontakt ist aber unerlässlich /
Techniker und Ingenieure sollten bei ihrer Kommunikation nicht nur auf virtuelle Netzwerke setzen, sondern auch den persönlichen Kontakt pflegen. „In unserer Beratung von Arbeitgebern und Fachkräften spielt die Kommunikation eine immer größere Rolle“, bestätigt Joachim Lang, Geschäftsführer des Ulmer Ingenieur-Unternehmens consinion GmbH. „Viele Menschen sind so intensiv in digitalen Kommunikationskanälen unterwegs, dass sie das normale Gespräch mit einem sichtbaren Gegenüber verlernen“, sagt Lang.

Grundsätzlich sei Präsenz in Online-Netzwerken wie XING, Linkedin oder Facebook hilfreich. Problematisch werde es jedoch, wenn Menschen das elektronische Networking nutzen, um sich vor Gesprächen und Diskussionen zu drücken. „Virtuelle Netzwerke können zwar Türen öffnen“, so Lang, „aber hineingehen und Guten Tag sagen muss ich schon selber.“

Der persönliche Kontakt biete schließlich Vorteile: „Im direkten Gespräch erlebe ich spontan die Reaktion des Gegenübers, ich kann die Situation besser einschätzen, ein falsches Wort oder eine unglückliche Formulierung relativieren oder zurücknehmen“, erklärt Lang. „Bei einer E-Mail oder im Blog dagegen ist jede schriftliche Äußerung wie in Stein gemeißelt.“

Das Problem betrifft nicht allein Techniker und Ingenieure. Der 53-Jährige verteidigt seine Berufsgruppe: „Ingenieure sind keine Kommunikationsmuffel.“ Immer mehr Menschen hätten Schwierigkeiten, sich in einem persönlichen Gespräch darzustellen. „Aber gerade im technischen Bereich gilt: Wer einen Job haben möchte, muss eigene Vorstellungen, Stärken und Erfahrungen in klaren Sätzen vermitteln können.“ Auch gegenüber Kunden und Auftraggebern sei es wichtig, persönlich zu überzeugen.

Sachfragen sollten Fachkräfte mit Kollegen und Vorgesetzten diskutieren können. Denn technische Themen seien zum Teil so komplex, dass man sich leicht mit oberflächlichen Abstimmungen begnüge. „Wohin das führt, sehen wir bei der Energiewende“, beklagt Joachim Lang. Von der Stromerzeugung über den Energie-Transport bis hin zu neuen Speicher-Systemen gebe es eine Fülle von Anwendungsbereichen sowie politischen und rechtlichen Zuständigkeiten. Wer hier Entscheidungen trifft, müsse sich erst einmal auf fachlicher Ebene informieren und mit anderen persönlich austauschen. „Für die erfolgreiche Zusammenarbeit ist der persönliche Kontakt unerlässlich“, betont Joachim Lang.

Hintergrund Joachim Lang: Joachim Lang wurde 1960 in Bochum geboren. Er absolvierte eine Ausbildung zum Feinmechaniker und studierte anschließend Feinwerktechnik. Im Jahr 1994 gründete er das Unternehmen „euro engineering“, das sich innerhalb kurzer Zeit zu einem der großen deutschen Ingenieur-Dienstleister entwickelte. 2001 gründete er das Ingenieur-Unternehmen consinion. Joachim Lang ist Vorsitzender des Vereins „Pro! Hochschule Ulm“, der Studierende und Absolventen sowie Vertreter von Wirtschaft und Hochschule verbindet. Er ist Mitglied des Aufsichtsrats der Organobalance Medical AG in Berlin, außerdem in Beiräten mehrerer Unternehmen und Organisationen sowie in Berufs- und Fachverbänden.

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